Auch wenn es etwas länger gedauert hat, bis ich mit dem Blogpost und meiner Website fertig geworden bin und ich inzwischen schon bald drei Wochen in Mexiko bin, freue ich mich, dass ich endlich den ersten Teil meiner Reise teilen kann. Meine Zeit in Mexiko werde ich wahrscheinlich nicht so ausführlich berichten, weil ich nicht genug Zeit für ausführliche Blogpostposts habe. Trotzdem plane ich, mindestens jede zweite Woche einen neuen Post hochzuladen.

Abflug

Gegen 15 Uhr brach ich mit dem Zug in Richtung Münchener Flughafen auf. Einerseits fühlte es sich ungewohnt an, meine Heimat, Familie und Freunde für so lange Zeit zu verlassen. Zudem zeigte sich das Frühlingswetter an diesen angenehm sonnigen Tag von seiner besten Seite, was den Abschied nicht leichter machte. Andererseits war mein Herz erfüllt von Vorfreude und einem tiefen Frieden in der Gewissheit der Gegenwart Gottes. Erst am Tag davor hatte ich meine Masterarbeit fertiggestellt und alles weitere Organisatorische für meine Reise und die Zeit danach erledigt. Dementsprechend anstrengend waren die Wochen davor und die Freude, alles hinter sich zu lassen, umso größer.

Sonnenuntergang am Münchener Flughafen

Der Flug verlief reibungslos und kam pünktlich in Madrid an. Nur bei der Sicherheitskontrolle dauerte es etwas länger, weil die kleine Box mit Waschpulver, das sich zugegebenermaßen äußerlich nicht von Kokain unterscheiden lässt, extra untersucht wurde.

Ankunft in Madrid

Mit dem Ehepaar, das während dem Flug neben mir saß, unterhielt ich mich ein bisschen auf Spanisch. Sie wohnen in Madrid, allerdings arbeitet Cecillo, der Mann, die meiste Zeit in München. Nach dem Flug begleiteten sie mich sogar zu Metro (U-Bahn), erklärten mir das System mit den Tickets und schlugen mir eine gute Route zu meinem Hotel vor.

Die Metro war ziemlich voll, obwohl es schon gegen 23 Uhr war. Zuerst wunderte ich mich, dass viele in der Metro trotz der warmen Temperaturen Winterjacken trugen. Als ich die Metro verließ, war ich allerdings selbst froh, eine warme Jacke dabei zu haben, denn draußen war es winterlich kalt. Tatsächlich hatte es in den Tagen vor meiner Ankunft ungewöhnlich viel geregnet und auch die Temperaturen waren für Madrid außergewöhnlich niedrig. Die letzten Meter zum Hotel lief ich zu Fuß durch die Innenstadt und nachdem ich mein Zimmer erreicht hatte, legte ich mich kurz darauf schlafen.

Der erste Tag

Nach einer erholsamen Nach begab ich mich zum Frühstücksbuffet. Dort gab es viel Obst, süßes Gebäck und sehr leckeren Orangensaft. Kurz darauf entdeckte ich auf dem Buffet noch mehrere Platten mit Spanischem Schinken, was ich selbstverständlich nicht ungenutzt ließ. Hätte es noch gescheites Brot gegeben, wäre das Frühstück aus meiner Sicht perfekt gewesen.

Für den Morgen hatte ich nur geplant, um 11 Uhr bei einem Gottesdienst teilzunehmen und da die Gemeinde nur einige Kilometer von Hotel entfernt war, entschied ich mich, auf dem Weg dorthin die Stadt zu Fuß etwas zu erkunden. Ich wählte meine Route so, dass ich am Retiro, dem zentrale Stadtpark Madrids, vorbeikam. Schon von weitem kam mir der Park ungewöhnlich leer vor und als ich dort ankam, stellte ich fest, dass der Park aufgrund des starken Regens geschlossen war. Also setzte ich meinen Weg fort, wobei mir alle paar Sekunden Jogger entgegenkamen, die notgedrungen auf den Gehweg ausweichen mussten.

Der ungewöhnlich leere Retiro

Kurz danach fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit einen falschen Punkt auf der Karte angesteuert hatte und ich noch deutlich mehr Distanz zurücklegen musste, als gedacht. So wurde ich - in meiner Bemühung, rechtzeitig zum Gottesdienst zu kommen - ebenfalls zum Jogger. Tatsächlich kam ich nur wenige Minuten zu spät an, also eigentlich noch ziemlich pünktlich nach dem spanischen Zeitverständnis. Allerdings stellte sich heraus, dass das Gemeindegebäude gerade renoviert wird, der Gottesdienst in einem anderen Gebäude stattfindet und zudem erst um 18 Uhr. Also gönnte ich mir eine kurze Pause nach dem Joggen und erkundete die Stadt weiterhin zu Fuß. Dabei kam ich unter anderem beim Plaza de Toros Las Ventas vorbei, einer der größten Stierkampfarenas der Welt. Aufgrund der langen Warteschlange vor dem Eingang beschloss ich, erstmal auf einem anderen Weg zurück ins Stadtzentrum zu gehen.

Plaza de Toros Las Ventas

Dort angekommen sah ich, dass die Polizei eine große Straße abgesperrt hatte. Darauf hatte sich eine große Menschenmenge versammelt und an einem Ende der Straße war eine Bühne aufgestellt, auf der eine Band Musik spielte. Zuerst dachte ich, dass es sich um ein Konzert handelt, aber als ich näher kam, war ich positiv überrascht, dass es sich um eine Demonstration für den Schutz des ungeborenen Lebens handelte. “Si a la vida”, also “Ja zum Leben” hieß das Motto. Dort blieb ich einige Zeit und holte mir ein paar Sticker, bevor ich mich zum Prado Museum aufmachte.

Demo "Si a la vida"

El Prado, offiziell Museo Nacional del Prado, ist eines der größten Kunstmuseen der Welt. Den kostenlosen Eintritt als Student nutze ich voll aus, indem ich fast alle Räume des Museums besichtigte. Die Exponate sind wirklich beeindruckend, aber auch in großer Menge vorhanden, weswegen man sich nur für einzelne Kunstwerke Zeit zum längeren Betrachten nehmen kann. Ein Großteil der Motive umfasst historische und biblische Abbildungen, aber auch Darstellungen römischer und katholischer Legenden.

Ein Bild, dass mir besonders gut gefiel, heißt Vista de Bermeo und ist ein sehr detailreiches Bild, das aus Edelsteinen zusammengesetzt wurde. Beim Werk Retrato ecuestre del duque de Lerma von Rubens fand ich die Darstellung der Rüstung bemerkenswert realistisch, während viele andere Teile des Bildes eher stilisiert wirken. Das erinnerte mich etwas an die Eigenschaften von KI-generierten Bildern, die ebenfalls oft unterschiedliche Texturen aufweisen. Aber zumindest hat der Duque fünf Finger pro Hand. Einige Bilder sind aus meiner Sicht zudem unabsichtlich humorvoll. La Acención von Flandes ist zum Beispiel eine interessante Interpretation der Himmelfahrt Jesu. Die Gesichtsausdrücke der Jünger sind aus meiner Sicht besonders gut gelungen.

Nach dem Museum machte ich mich erneut auf den Weg zur Gemeinde, allerdings auf einer anderen und etwas längeren Route. Dabei kam ich erneut am Retiro vorbei, der inzwischen nur noch stellenweise gesperrt war, kaufte mir ein schmackhaften Bocadillo (ein belegtes Brötchen) und kam schließlich zum Parque de la Quinta de la Fuente del Berro. Obgleich dieser Park wesentlich kleiner und weniger bekannt ist als der Retiro, fand ich ihn außerordentlich gemütlich. Das hügelige Terrain, die ausgiebige Vegetation, ein paar Teiche und ein kleiner Wasserfall sorgen dafür, dass der Park etwas verschachtelt und weniger städtisch erscheint. Dort machte ich eine kurze Pause am Wasserfall und legte dann die letzten Meter zur Gemeinde zurück, dieses Mal sogar pünktlich für deutsche Verhältnisse.

In der Gemeinde dauerte es nicht lang, bis ich mit meinem T-Shirt von den Royal Rangers auffiel. Kurzerhand wurde ich allen Pfadfinderleitern vorgestellt, die mich alle herzlich willkommen hießen. Insbesondere mit den jungen Erwachsenen kam ich gut ins Gespräch und unterhielt mich noch einige Zeit mit ihnen auf Spanisch, bis der Gottesdienst anfing. Die Zeit im Lobpreis genoss ich sehr. Die Gegenwart des Heiligen Geistes war spürbar da und die Pausen zwischen den Liedern füllten verschiedene Gemeindemitgliedern mit Gebeten, die tief aus ihrem Herzen kamen. Mich freute es außerdem, dass zwei meiner Lieblingslieder, Tu Eres Rey und La Tierra Canta gesungen wurden. Auch die Predigt, der ich sehr gut folgen konnte, gefiel mir gut. Sie handelte davon, dass es für Gott keine Nebencharaktere gib; am Beispiel von Hagar in Gen 16: Jeder Mensch ist von Gott gesehen und Gott hat für jeden Menschen einen großartigen Plan.

Nach dem Gottesdienst hatte ich erneut schöne Gespräche mit den jungen Erwachsenen - trotz meiner begrenzten Spanischkenntnisse - und blieb noch bis nach 21 Uhr in der Gemeinde. Ich freue mich schon darauf, die Spanischen Ranger - wenn möglich - auf dem kommenden Eurocamp zu sehen, das sogar in der Nähe von Madrid stattfinden soll. Zuletzt fuhr ich mit der Metro ins Stadtzentrum zurück, bestellt mir auf dem Plaza Mayor ein Abendessen und kehrte zurück ins Hotel.