Ein Abstecher nach Tuxtla

Aaron Erhardt - Fr., 9. Mai 2025

Hinreise

Am Samstagabend machte ich mich auf den Weg von Mexiko-Stadt nach Tuxtla, einer Stadt im Süden von Mexiko. Der Bus fuhr die ganze Nacht durch, insgesamt 13 Stunden. Die Zeit am Abend nutze ich, um meinen Artikel über Mexiko-Stadt weiterzuschreiben. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn ich war schon ziemlich müde und im Bus lief ein Film auf Lautsprecher, was mich gelegentlich etwas ablenkte. In der Nacht konnte ich recht gut schlafen, allerdings wurde ich um 6 Uhr zu einer Passkontrolle geweckt, vermutlich an der Grenze zum Bundesstaat Chiapas.

Wenige Stunden später etwa gegen 9 Uhr kam ich mit dem Bus in Tuxtla an. Mein Plan für den Vormittag war es, einen Gottesdienst zu besuchen und dort Kontakte zu knüpfen. Ray, der Vater einer Mexikanerin in meiner Heimatgemeinde und mein bis dato einziger Kontakt in der Stadt, bot mir an, mich um 10 Uhr abzuholen und zu einer Gemeinde in seiner Nähe zu bringen. In der Zwischenzeit machte ich vom Busterminal auf den Weg in einen nahegelegenen Park. Dort traf ich direkt auf Pfadfinder, was mich natürlich sehr freute. Ich dachte bis dahin, dass es in Mexiko keine christlichen Pfadfinder gibt, da zumindest meine Pfadfindervereinigung, die Royal Rangers, keinen Stamm im Mexiko hat. Die Pfadfinder waren von einer Kirche der Adventisten in Tuxtla. Ich redete ein bisschen mit ihnen und tauschte letztendlich mein Halstuch mit einem jungen Pfadfinder.

Mein neues mexikanisches Halstuch

Daraufhin holte mich Ray am Park ab und wir fuhren zu seinem Haus, wo wir frühstückten und uns gut unterhielten. Besonders gut gefielen mir die aufgrund der kurzen Transportwege perfekt reifen und außergewöhnlich leckeren Früchte wie Mangos, Bananen und Nanches. Anschließend brachte mich Ray zum Gottesdienst, bei dem

Im Anschluss redete ich kurz mit dem Pastor und dem Leiter des Evangelisationsteams. Da ich vorhatte, schon am Donnerstag nach San Cristóbal de las Casas weiterzureisen, machten wir aus, wenn möglich noch vorher gemeinsam evangelisieren zu gehen. Nach dem Gottesdienst brachte mich ein Bruder aus der Gemeinde zu Ray und Ray brachte mich schließlich zu meiner Unterkunft. Immer noch recht müde von der Busfahrt, kaufte ich mir etwas zu essen und gönnte mir anschließend einen kurzen Nachmittagsschlaf. Anschließend stellte ich noch den Artikel über Mexiko-Stadt fertig.

Montag

Den Vormittag nutzte ich, um mit meiner Familie zu telephonieren und meine weitere Reise zu planen. Gegen Mittag machte ich mich mit dem Bus auf den Weg ins Stadtzentrum. Dort fielen mir direkt einige Unterschiede zu Mexiko-Stadt auf. Zum einen die extreme Hitze bei etwa 38°, die auf Dauer sehr anstrengend ist. Zum anderen die Unterschiede in den Läden und Ständen auf der Straße. In Mexiko-Stadt gibt es vielerorts zahlreiche Stände, die Essen wie Tacos, Quesadillas oder Tortas anbieten. In Tuxtla kann man ähnliche Speisen erwerben, allerdings tendenziell in größeren Restaurants. Auf der Straße werden hingegen hauptsächlich Früchte verkauft und das zu Preisen, in denen man in Deutschland nur träumen kann. Ich kaufte beispielsweise vier richtig große und frische Mangos zu einem Preis von umgerechnet 1,60 €.

Im Stadtzentrum angekommen, traf ich direkt auf einen Mann namens Pablo, der laut aus seiner Bibel vorlas. Das machte mich neugierig und so setzte ich mich neben ihn auf die Bank. Als er kurz innehielt, um eine andere Bibelstelle aufzuschlagen, nutzte ich die Gelegenheit, um eine Konversation zu starten. Er erzählte von seinen Erfahrungen mit einem Kartell, dessen Mitglieder ihn verfolgten und schlecht behandelten und gleichzeitig sich nach außen hin sich als Christen ausgaben. Allerdings war es auch etwas zäh mit ihm zu reden, da er sich etwas umständlich ausdrückte und immer wieder zu einem ähnlichen Punkt zurückkam. Währenddessen wurde José, ein Missionar aus Guatemala, auf uns aufmerksam und stieg in das Gespräch mit ein. Gemeinsam versuchten wir, ihn zu ermutigen und ihm eine biblische Sichtweise auf seine Situation mitzugeben. Weil ich Pablo am Ende anbot, seine verletzen Beine durch Händeauflegen zu heilen (was er leider ablehnte), wollte José im Anschluss mit mir weiterreden.

José erzählte mir, dass er nur kurz davor gebetet hatte, jemanden zu treffen, der Glauben an das Wort Gottes hat, das uns übernatürliche Wunder verheißt. So hatte uns Gott also zusammengeführt - in einer Stadt mit einer halben Million Einwohner und direkt bei meinem ersten Besuch im Stadtzentrum. Dabei hatte ich eigentlich nur vor, dass mir das Stadtzentrum anzuschauen.

Nachdem wir ein gutes Gespräch hatten, entschieden wir in die Stadt zu gehen und dort zu gemeinsam evangelisieren. Dabei trafen wir auf einen Mann, dessen Hände von Narcos amputiert worden waren. Also fragten wir, ob wir für ihn beten können und proklamierten Heilung durch Jesus Christus über seinen Körper. Daraufhin sprach uns Obed an, ein Mann, der uns währenddessen beobachtet hatte und von unserem Glauben überrascht war. Wir luden ihn ein, Jesus zu seinem Herrn zu machen, aber er konnte nicht glauben, dass Jesus seine Sünden vergeben könne, denn er hatte in der Vergangenheit mehrere Menschen umgebracht. Also versuchten wir ihn zu überzeugen, dass Jesus wirklich für alle Sünden gestorben ist. Letztendlich konnten wir beide für ihn beten und erlebten dabei die Kraft des Heiligen Geistes so stark, wie noch nie zuvor. Während dem Gebet wäre Obed fast nach hinten umgekippt, sodass ich ihn mit beiden Armen an der Schulter festhalten musste. Dabei fing er an zu rufen: “Ich spüre ein Feuer! Es brennt in meinem Herzen!“. Selbst nach dem Gebet hörte er nicht auf, von seiner Erfahrung zu berichten. Völlig begeistert gab er auch noch eine Stunde nach dem Gebet Zeugnis von der immensen Kraft des Heiligen Geistes, die sein Herz komplett freigesetzt hatte. Weil er sich nach dieser Erfahrung entschied, Jesus zu folgen, führte uns Obed zu einem christlichen Buchladen, wo wir ihm eine Bibel kauften und ihm ein paar wichtige Bibelstellen zeigten. Nachdem Obed nach Hause aufgebrochen war, gingen wir noch für einige Minuten ins Zentrum zum Evangelisieren, bevor wir uns selbst auf den Heimweg machten.

Dienstag

Am Dienstag entschied ich mich, in der Früh den Zoomat, den Zoo in Tuxtla, zu besuchen, der nur wenige Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt lag. Das Besondere am Zoomat ist, dass dort ausschließlich heimische Arten aus Chiapas zu finden sind. Darunter befinden sich viele Arten, die zumindest ich als Europäer noch nie vorher gesehen hatte, z. B. Krokodile, Schildkröten, Schlangen, Vögel und Echsen. Die Fischotter waren an diesem Tag leider nicht zu sehen, trotzdem hat sich der Besuch sehr gelohnt und ich konnte auch viele schöne Photos mit meiner Kamera machen.

Ein Krokodil beim Sonnen
Zwei Papageien beim Frühstück
Drei Schildkröten beim Sonnen
Ein schönes Lächeln :)
Eine Schlange, der man lieber nicht im Wald begegnen möchte

Nachdem Besuch im Zoo verabredete ich mich wieder mit José zum Evangelisieren im Zentrum. Dieses Mal erlebte ich auf eine besondere Art die Führung Gottes. Denn über zahlreiche “Zufälle” lernte ich einen Obdachlosen namens David kennen (es wäre zu lange für diesen Post, die komplette Geschichte zu erzählen, aber auf Nachfrage erzähle ich sie gerne). Er hatte in der Bibel studiert und erkannt, dass die Bildnisse und Statuen, die die Katholiken verehren, nicht von Gott sind. Deswegen wollte ich ihn in direkt in Josés Gemeinde einladen, wo es keine Bildnisse gibt, aber leider lehnte er die Einladung ab. Er wollte erst bessere Kleidung anziehen und ausnüchtern, bevor er zum Gottesdienst kommt. Obwohl ich es mehrmals versuchte, ihm klarzumachen, dass es für Gott keinen Unterschied macht, wie er zum Gottesdienst kommt, konnte ich ihn nicht überzeugen. Aber ich fest davon überzeugt, dass Gott durch diese Begegnung in sein Leben gesprochen hat.

Daraufhin ging ich also alleine zum Gottesdienst in Josés Gemeinde. Es ist eine kleine, familiäre Gemeinde, die das Wort Gottes sehr ernst nimmt und wo schon zahlreiche Wunder geschehen sind. José und ein weiterer Bruder aus Venezuela werden in dieser Gemeinde beide als Jünger vom Pastor ausgebildet. Es ist wirklich beeindruckend, wie groß der Unterschied zwischen dem geistlichen Wachstum durch wahre Jüngerschaft ist. Viele Brüder, die seit Jahrzehnten jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen haben noch nicht die geistliche Reife erreicht, die José innerhalb weniger Monate erlangt hatte. An diesem Abend durfte auch José predigen und die Worte gingen direkt in mein Herz. Es war spürbar, wie der Heilige Geist an diesem Abend im Gottesdienst wirkte.

Nach dem Gottesdienst wurde ich noch zu einem gemeinsamen Abendessen mit der Gemeinde eingeladen, wo ich noch gute Gespräche hatte; insbesondere mit dem Pastor. Danach nahm ich ein Uber zu meiner Wohnung und ging, weil es schon sehr spät war, bald darauf schlafen.

Die Aussicht von meiner Wohnung auf Tuxtla bei Nacht

Mittwoch

Am Mittwoch traf ich mich mit José wieder zum Evangelisieren. Dabei hatten wir viele gute Begegnungen. Wir konnten einige Menschen zu Jesus führen, einige Brüder ermutigen und für einige Krankheiten beten. Dabei gab es wieder interessante “Zufälle” bei denen wir Leuten genau zur richtigen Zeit in ihrem Leben begegnen konnten.

Am Nachmittag nutzen wir die Zeit, um uns gegenseitig im Glauben zu stärken und uns gegenseitig die Bibel noch klarer auszulegen. Dabei konnten wir beide viele Sachen dazulernen. Am Abend trafen wir uns noch mit Leo aus der großen Gemeinde, die ich Sonntag besucht hatte, um etwas zu Evangelisieren, bevor wir einen Anbetungsgottesdienst besuchten. In diesem Gottesdienst lag der Fokus auf Lobpreis und Gebet. Auch für mich wurde gebetet, da ich am nächsten Tag die Stadt verlassen würde. Außerdem erhielt ich noch ein Geschenk von der Gemeinde, darunter zwei schöne T-Shirts mit christlichem Aufdruck. Auch die kurze Predigt über die Kraft des Glaubens gefiel mir sehr gut.

Am Ende vermittelten mir noch zwei Geschwister einen Kontakt nach San Cristóbal zu einer Gemeinde, mit der sie erst vor kurzen Zusammengearbeitet haben. So konnte ich mir letztendlich eine schöne und günstige Unterkunft in der Stadt organisieren.

Unsere Gruppe beim Evanglisieren

Donnerstag

Am Donnerstag stand ich früh auf, um zu frühstücken und zu packen. Bevor ich um 11:35 Uhr mit dem Bus nach San Cristóbal aufbrach, traf ich mich noch kurz mit Leo und José zum Evangelisieren und um mich von ihnen zu verabschieden. Am liebsten wäre ich ihretwegen länger in Tuxtla geblieben, denn ich habe beide Brüder sehr lieb gewonnen und es war ein großer Segen, mit ihnen Evangelisieren zu dürfen. Ich hoffe, bald nach Tuxtla zurückkehren zu können.

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Autor: Aaron Erhardt
Veröffentlicht: Fr., 9. Mai 2025
Aktualisiert: Fr., 9. Mai 2025
Kategorien: #mexiko  #chiapas  #tuxtla  #reisen