Auch dieser Blogpost ist schon einige Wochen in der Arbeit, aber ich freue mich, dass ich endlich fertig bin. Langsam hole ich auf, sodass ich bald aktuellere Posts veröffentlichen kann. Falls Du den ersten Blogpost nicht gelesen hast, kannst Du ihn hier öffnen: Tag 1 in Madrid.

Nach einem ähnlich leckerem Frühstück wie am Vortag, verließ ich das Hotel in Richtung des Königspalasts, der nur wenige Minuten zu Fuß entfernt lag. Aufgrund der langen Schlange am Königspalast beschloss ich, zuerst die Kathedrale der heiligen Maria von Almuenda zu besichtigen, die tatsächlich erst 1993 eingeweiht wurde. Marie von Almuenda, der die Kathedrale geweiht ist, ist je nach Sichtweise Maria, die Mutter von Jesus, oder eine Statue von Maria, die die muslimische Herrschaft auf wundersame Weise innerhalb der Stadtmauer überlebt haben soll. Jedenfalls ist die Kathedrale nun das neue Zuhause dieser sagenumwobenen Statue. Im Museum der Kathedrale sind jede Menge prunkvolle historische Gegenstände der katholischen Kirche ausgestellt, die kunstvoll aus Gold und Edelsteinen gefertigt wurden. Ebenfalls im Museum vorhanden sind Repliken der Pokale der Sportclubs von Madrid, denn die Originale werden traditionsgemäß der Maria von Almuenda geweiht. So kann sich Maria wohl einer Sammlung der wichtigsten Mannschaftssporttrophäen rühmen, auch wenn es unklar ist, was sie damit anfangen soll. Schließlich sind allein die Straßen im Himmel schon aus Gold.

Die Kathedrale von außen

Auch in der Kathedrale selbst ist Maria prominent vertreten. Mindestens zehn Marienstatuen konnte ich zählen, von Jesus hingegen nur fünf. Obendrein ließen sich jede Menge Inschriften mit Gebeten oder Zitaten in Bezug auf Maria finden. Zum Beispiel “Tengo puesto mi confianza en maria” (auf Deutsch “Ich habe mein Vertrauen in Maria gesetzt”). Das alles stimmte meinen Besuch in der Kathedrale eher nachdenklich. Denn ein Tourist, der die frohe Botschaft von Jesus noch nie gehört hat, wird wohl zum Schluss kommen, dass Maria die höchste Gottheit der Christen ist und dass es wichtig ist, ihre Statuen zu verehren. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich traurig, dass viele Christen durch tote Religion geblendet nie eine Beziehung zum lebendigen Gott haben werden. Treffend sagte Jesus schon zu den Pharisäern in Markus 7,13a: “Indem ihr das Wort Gottes ungültig macht (oder entautorisiert) durch eure Traditionen”.

Die Aussicht auf die Berge von der Kathedrale

Da die Schlange vor dem Palast nicht signifikant kleiner war als vor der Besichtigung der Kathedrale, entschied ich mich, dennoch auf den Eintritt zu warten. Etwa 45 Minuten dauerte es, bis ich endlich den Palast betreten konnte. Die Wartezeit hatte sich allerdings durchaus gelohnt, den der Palast mit seinen unterschiedlich geschmückten Räumen ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Einige Räume haben Fresken an den Wänden, andere kunstvoll gewobene Stoffe, Teppiche oder Porzellan. Auch die ausgestellten Gegenstände, die Einblick in den königlichen Alltag geben, fand ich sehr spannend. Insgesamt findet sich im Palast ein interessanter Mix aus katholischer Frömmigkeit und heidnischen Darstellungen. Ein großes Fresko am Eingang symbolisiert beispielsweise wie die spanische Krone die christliche Religion beschützt. Im Thronsaal wiederum finden sich Statuen zahlreicher römischer Gottheiten.

Der Königspalast von der Kathedrale
Der Speisesaal des Palastes

Da die königliche Waffenkammer an diesem Tag geschlossen war, brach ich anschließend zum Park “Campo del Moro” (Feld der Moslems) auf, der direkt an den Schlosskomplex anschließt. Der Name des Parks kommt von der vermeintlichen Position der muslimischen Truppen, die 1109 versuchten, Madrid aus der Hand der Christen zurückzuerobern. Auch in diesem Park fühlte ich mich sehr wohl. Insbesondere die großen Bäume, weitläufigen Wege und die vielen Vögel, die mir beim Entspannen Gesellschaft leisteten, gefielen mir sehr gut. Bevor ich mich wieder auf den Weg machte, holte ich noch meine Tinwhistle aus dem Rucksack und spielte noch ein paar Lieder.

Daraufhin begab ich mich auf die andere Seite des Río Manzanares, der nicht weit entfernt lag. Da der Fluss wohl aufgrund der ungewöhnlich starken Regenfälle viel Wasser führte, gab die teilweise überschwemmte Vegetation im Flussbett einen ungewöhnlichen Anblick.

Der Río Manzanares

Der Weg auf der anderen Seite des Flusses führte mich schließlich zu einem See, der in den Ausläufern des Casa de Campo, einem künstlich angelegtem Waldes, liegt. Vom See aus plante ich einen kleinen Abstecher in den Wald, der aber schon bald zu einer Wanderung wurde. In der schönen und durchaus hügeligen Natur fühlte ich mich fast wie in den Alpen. Es war schwer zu glauben, dass ich mich dabei in einer Millionenstadt befand, denn auf etwa fünf Kilometern kamen mir gerade einmal drei Personen entgegen. In der Natur entdeckte ich hingegen einen Grünspecht, eine Kaninchenfamilie, einige schöne Blümchen und zuletzt eine Gruppe Papageien. Nebenbei entdeckte ich, dass das Singen in Zungen (oder Singen im Heiligen Geist, siehe 1. Kor 14,15) sich wunderbar zum Wandern eignet. Es fühlte sich fast so an, als hätte ich eine Musikbox dabei gehabt, weil ich einfach zuhören konnte, wie der Heilige Geist Melodien aus meinem Mund sang. Währenddessen konnte ich wie gewohnt die Natur genießen und meine Gedanken schweifen lassen - nur eben mit meiner eigenen musikalischen Begleitung.

Ein Kaninchen im Park
Die Aussicht auf den Palast
Die Aussicht auf die Berge
Ameisen beim Wiederaufbau nach dem starken Regen
Ein schönes Blümchen im Park

Da sich inzwischen die Wolken zusammenzogen hatten und sich Regen am Himmel andeutete, nahm ich die Metro und kaufte mir noch zwei leckere Bocadillos im Museo del Jamon. Anders als der Name suggeriert, handelt es sich dabei um einen Laden, der verschiedenste Sorten von Schinken verkauft. Im Hotel nutze ich noch das schlechte Wetter, um eine Unterkunft für meine Zeit in Mexiko Stadt zu organisieren und ging bald darauf ins Bett.

Theke im Museo del Jamon